Flethsee - Gemeinde Landscheide
Auf der B5 von Itzehoe nach Brunsbüttel findet man bei km16 die Abfahrt „Glückstadt“. Das mag einem komisch vorkommen, es hat aber seine Richtigkeit und ist die zuverlässigste Art, den Weg hierher nach Landscheide zu beschreiben. Wenn man nämlich an dieser Stelle die Bundesstraße verlässt und nach links (Norden) in den Ort einbiegt, ist man in Flethsee, dem größten Ortsteil der Gemeinde Landscheide.
Mit der Namensgebung ist das bei uns so eine Sache:
In der Karte findet man meist „Flethsee“, obwohl die Gemeinde „Landscheide“ heißt. Zu unserer Gemeinde gehören vier Ortsteile: Wetterndorf, Nordbünge, Landscheide und eben der heute größte Ortsteil Flethsee. Und so begrüßt Landscheide seinen Besucher auch mit einem Ortsschild, auf dem groß „Flethsee“ steht und kleiner darunter: „Gemeinde Landscheide“.
Das eigentliche Landscheide ist die Häuserzeile auf der Westseite des Grenzweges zur Nachbargemeinde Nortorf. Heute im Vergleich klein und unscheinbar, war dieser Ortsteil in ganz frühen Zeiten wegen des hier besseren Bodens der landwirtschaftlich ergiebigere und damit der wohlhabendere. In Flethsee war der Boden sehr moorig und karg und hier wohnten nur einige ärmere Bauern und die Torfstecher. Da Nordbünge und Wetterndorf jeweils nur aus wenigen Häusern bestanden, war es nur natürlich, dass im 16. Jahrhundert, als die vier heutigen Ortsteile zusammengelegt wurden, Zentrum und Namensgeber für die neue Gemeinde der Ort Landscheide war. Hier entstand um 1630 auch die Schule, die 1972 ihre letzten Schüler entließ und seitdem privat bewohnt wird.
Der Ortsteil Flethsee verdankt seine Existenz im Wesentlichen dem Bahnhof. Als 1878 die Bahnlinie Altona-Itzehoe über Wilster und Marne nach Husum verlängert wurde, bekam Sankt Margarethen einen 3km nördlich des Ortes gelegenen Bahnhof. Dieser Bahnhof wurde die Keimzelle des schnell wachsenden Ortes Flethsee, auch wenn der Bahnhof selbst bis zur Einstellung des Personenverkehrs 1988 den Namen „Sankt Margarethen“ trug.
Heute hat der Bahnhof nur noch als Zuliefergleis für die Firma Schütt eine Bedeutung, der übrige reine Güterverkehr läuft durch nach Brunsbüttel ins dortige Industriegebiet. Die meisten ehemaligen Bahnhofsanlagen sind zurückgebaut oder abgerissen. Das erste Bahnhofsgebäude dient heute als Wohnhaus und ein völlig überwachsenes, stillgelegtes Ausweichgleis kann man noch neben dem jetzigen Gütergleis nach Brunsbüttel Süd bewundern (mehr: Geschichte des Bahnhofes Sankt Margarethen).
Flethsee hat die üblichen, größeren Schrumpfungsprozesse hinter sich. Zur Grundschule geht man jetzt in Sankt Margarethen und in Wilster, der letzte „Höker“ schloss seine Pforten mit der Einführung des Euro, die Poststelle, die letzte verbliebene Gastwirtschaft, der Schlachter und noch einige andere sind Vergangenheit. Für alle Flethseer allerdings recht lebendige Vergangenheit, denn die mit diesen Geschäften verbundenen Personen leben überwiegend noch im Ort und bei Feuerwehrabenden, Sportveranstaltungen und geselligen Treffen im Clubhaus des FC Flethsee werden sie oft nicht mit Namen, sondern mit ihrer Funktion gerufen: „Hey Schlachter, wie geiht´!?“
Denn: Flethsee lebt!
Das Sportlerheim ist bewirtschaftet – hier finden gesellige Abende statt, hier werden Veranstaltungen gemacht, hier tagt die Feuerwehr und die Gemeindevertretung und und und...
Der Fußballplatz ist rege in Benutzung, es gibt jedes Jahr im Juni ein großes Kinderfest mit Spiel und Spaß und Wett“kämpfen“, die Feuerwehr läuft im Herbst mit den Kleinsten Laterne, es wird geboßelt und geschossen, es werden Karten gekloppt, Ausfahrten organisiert und vieles mehr.
TEXT : Werner Wassermann
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